Ich drehte und wendete jedes Pfennigstück und stellte dabei fest, dass mein Traum von der Konsole einfach nicht drin war. Selbst nach dramatischen
Bettelversuchen bei meiner Mutter war klar, dass ich diesen Schatz nicht mein Eigen nennen konnte. Keiner konnte oder wollte helfen - als ob alle heimlich Pac
-Man selbst zocken wollten!
Aber im Dezember 1982 sollte sich das Blatt wenden! Vier Tage vor Heiligabend besuchte ich meine Oma – und wie aus dem Nichts fragte sie mich: "Was wünschst du
dir denn zu Weihnachten, mein Kind?" Na, da blitzte jetzt ein Hoffnungsschimmer auf!
Tja, nach kurzer Überlegung platzte es aus mir heraus: "Ich möchte eine 'Atari 2600 - Konsole' und das Spiel 'Pac-Man'!" Meine Oma sah mich fragend an und
wollte wissen, was das denn sei und wieviel es kosten würde. Ich erklärte ihr begeistert das Wundergerät und murmelte dann zögerlich: '474 DM' die Konsole und '99 DM' für das Spiel 'Pac-Man'. Innerlich betete ich für eine positive Reaktion!
Sie zögerte nicht lange, stand auf und ging zum Schrank – mein Herz raste. Dann zog sie '600 DM' heraus und sagte: "Hier, schnapp dir das Ding und
bring es mir." Ich konnte mein Glück kaum fassen und rannte wie der Blitz ins Kaufhaus 'Horten', um die Konsole zu holen. Dieses 'Ding' war natürlich die
heißbegehrte 'Atari 2600 - Konsole' und nicht irgendein Ding!
Original Quittung 1982 - Atari 2600 (Kaufhaus Horten)
Original Quittung 1982 - Atari 2600
(Kaufhaus Horten)
Im Laden angekommen, steuerte ich sofort den Tresen an, wo die ganzen Jugendlichen fleißig an den aufgebauten Konsolen zockten. Voller Hoffnung fragte ich
einen Typen, ob ich auch mal eine Runde spielen darf. Seine Antwort war jedoch ernüchternd: „Komm um 18:30 Uhr wieder, da kannst du dann zocken!“ Na toll,
dachte ich mir, das war ja wohl nichts.
Also machte ich mich auf den direkten Weg zu einer Verkäuferin und sagte mit entschlossener Stimme: „Ich hätte gerne eine 'Atari 2600 - Konsole' und das
Spiel 'Pac-Man'!“
Wenig später hielt ich stolz meine brandneue Konsole in den Händen und konnte es kaum erwarten, sie nach Hause zu bringen. Wer braucht schon das Geduldsspiel
am Tresen, wenn man das echte Spiel mit nach Hause nehmen kann?
Nachdem der Kauf abgeschlossen war, konnte ich es mir nicht verkneifen, nochmal zu dem Typen von vorher zu gehen. Triumphierend hielt ich ihm meine nagelneue
Konsole unter die Nase und meinte: "Und, wie findest du das? Jetzt kann ich sogar sonntags zocken!" Sein Gesichtsausdruck war einfach unbezahlbar – er schaute,
als hätte er gerade einen Geist gesehen. Ein dicker Punkt für mich!
Dann machte ich mich schweren Herzens auf den Weg zu meiner Oma, um ihr die Konsole zu bringen. Sie sollte ja erst zu Weihnachten unter den Baum, und das
bedeutete noch vier quälend lange Tage des Wartens. Aber hey, Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude... oder so ähnlich.
Da ich jetzt wusste, was ich von meiner Oma bekommen würde, und ein Spiel für die 'Atari 2600 - Konsole' definitiv zu wenig war, beschloss ich, bei meiner
Mutter vorstellig zu werden. Mit besten Verhandlungstricks und großen, unschuldigen Augen wünschte ich mir von ihr noch ein weiteres Spiel. Es war ein großer
Kampf, den ich dann aber doch gewann – nach intensiven Verhandlungen und vielleicht ein bisschen Schmollen. Schließlich suchte ich mir das Spiel 'Defender'
aus.
Die Zeit bis Weihnachten verging, nicht wie im Flug, sondern eher wie im Schneckentempo!
Endlich war er da, der lang ersehnte Heiligabend – und dazu noch ein Freitag! Am frühen Abend trudelten wir bei meiner Oma ein, um zu essen und zu feiern. Die
ganze Sippschaft war da: Onkel, Tanten, Cousinen, das volle Programm. In der kleinen, weihnachtlich geschmückten Wohnung herrschte das pure Chaos.
Ein kurzer Blick unter den Weihnachtsbaum und da war es: mein Geschenk! Ich konnte es kaum erwarten, es endlich auszupacken. Aber ... naja, was soll ich sagen,
es zog sich wie Kaugummi und ich musste meine Ungeduld im Zaum halten, während alle anderen ihren Festtagsklatsch austauschten.
Die Eltern unterhielten sich bei Bier, Wein und Schnaps, während die Kinder sich mit Cola und Fanta bewaffnet, über irgendwelche Gesellschaftsspiele
hermachten. Ich hingegen konnte kaum still sitzen und starrte ununterbrochen auf die Uhr. Jede Minute schien endlos, und ich betete, dass das Abendessen bald
beginnen würde, damit endlich die Geschenke an der Reihe waren. Mein 'Atari 2600' wartete schließlich schon sehnsüchtig auf mich – und ich auf sie!